Mit den Ideen und Visionen des "Bioregionalismus" können
sich die likatischen Stammesmitglieder sehr identifizieren. Sie sehen
darin ein politisches Strukturmodell, durch das in wirksamer Weise der
Zerstörung von Natur und Erde Einhalt geboten werden kann. Der
Stamm der Likatier sieht sich als Teil dieser weltweiten Bewegung, welche
die willkürliche Zerteilung der Welt ablehnt und stattdessen sogenannte
"Bioregionen" einführen will.
Was ist Bioregionalismus?
Der Bioregionalismus entstand in den frühen siebziger
Jahren, als sich in San Francisco einige Leute zusammensetzten und sich
eine bessere Welt vorstellten. Es entstand die Idee der Bioregion, welche
nach ihrem Verständnis eine natürliche Lebensregion sein sollte
- ein geographisches Gebiet, dessen fließende Grenzen allein durch
die Natur festgelegt sind. Die Bioregion hat eine charakteristische
Flora und Fauna und wird oft durch Wasserscheiden begrenzt. Sie wird
zudem durch bestimmte ökologische Gesetze bestimmt, denen sich
der Mensch unterwerfen muß, um eine nachhaltige Entwicklung und
damit das Wohl der nachkommenden Generationen sicherzustellen.
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Bioregionen werden nach diesem Verständnis von einem sie
beseelenden Geist des Landes beschützt, der sich in bestimmten Orten
der Kraft manifestiert. Der Bioregionalismus geht von einem Leben im Einklang
mit der Erde aus, das in Heimatregionen stattfindet, in überschaubaren
Lebenszusammenhängen, mit einer Wirtschaftsform, die sich auf erneuerbare
Energien stützt, auf eine Verschmutzung der Umwelt verzichtet, gesunde
Nahrungsmittel herstellt und Autarkie anstrebt.
Das bioregionale Bewußtsein anerkennt die spirituelle
Beseelung der Natur und strebt ein harmonisches Zusammenleben aller Wesen
an. Die amerikanischen Bioregionalisten machten sich daraufhin an die Arbeit
und erstellten eine Karte ihrer Bioregionen. Dabei stellte sich heraus, daß
diese nahezu identisch mit den indianischen Stammesgrenzen vor der Ankunft
des Kolumbus waren.
Sehnsüchte des Bioregionalismus
Die Anhänger des Bioregionalismus sprechen Sehnsüchte
an, die unsere Gesellschaft kaum mehr erfüllt. Sehnsucht nach Geborgenheit,
nach Heimat, nach einem vertrauten Lebensraum mit Bergen, Tälern und
Flüssen, mit Menschen, zu denen man intensive soziale Beziehungen unterhält.
Bioregionalisten haben erkannt, daß heute ein großes Bedürfnis
nach überschaubaren Gemeinschaften besteht, die mit der Natur und der
Heimatregion verwurzelt sind. Die logische Konsequenz aus dem Bioregionalismus
ist das Leben in Stämmen.
Erfolge des Bioregionalismus
Der Bioregionalismus integriert das Wissen der Indianer, der
ökologischen Weisheit des Taoismus, des Buddhismus, christlicher Mystiker
und europäischer Philosophen. Im Vordergrund steht vor allem der Glaube
an die Beseeltheit der Natur, der sogenannte "Animismus". Hier haben
Naturgeister ebenso ihren Platz wie die Sonnenenergie, Alternativmedizin,
Umweltschutzaktivitäten, Programme für grüne Städte, welche
wieder den Geist der Mutter Erde in ihren Adern fließen lassen, sowie
die Idee vom Leben in Gemeinschaften und vor allem in Stämmen.
Im Jahre 1992 wurde der Bioregionalismus offizielle Leitlinie
des Bundesstaates Kalifornien. In Nordamerika sind mittlerweile über
250 Gruppen aktiv, aber die Bewegung findet heute auch viele Anhänger
in Europa, Australien, ja sogar in Schwarzafrika. Gerade in Afrika werden
derzeit Modelle diskutiert, die das dortige ökologische Desaster und
die durch kolonialstaatliche Grenzen bedingten Stammeskriege beenden sollen.
Auch in Deutschland gibt es eine Reihe von bioregionalen Gruppen, die sich
ernsthaft mit der neuen Bewegung beschäftigen.