Das Thema Heilung im ursprünglichen Sinne, dem "Wieder-Heil-Werden" als Rückkehr zur wahren Lebendigkeit und Beziehungsfähigkeit, ist eigentlich eines der Hauptanliegen des Stammes der Likatier.Dieses Thema war mitunter ein Grund, der die Likatier bewogen hat, diesen Stamm aufzubauen als einen Ort, der die Rahmenbedingungen erforschen und schaffen sollte, die es den Menschen wieder möglich machen konnte, zurückzufinden aus unseren Irrwegen der Entfremdung und Abgrenzung, die uns getrennt hatten von uns selbst und von all den uns umgebenden Wesen. Ja, der Stamm als ein Lebensumfeld und auch als ein Zuhause, das eine Lebensweise und Atmosphäre möglich macht, wo alle Beteiligten zusammen wieder den Mut fassen konnten, den inneren Verpanzerungen und Entartungen, die über Jahrtausende durch kulturelle, soziale und spirituelle Fehlentwicklungen entstanden waren, ins Auge zu blicken und so endlich eine Änderung einzuleiten.
Verloren gegangen ist uns der Urzustand des Menschen, das liebevolle Einssein mit sich und der Welt, die totale Verbindung und Beziehung zu allem, was uns umgibt. Diese Verbindung bedeutet eine Identifikation mit jedem Wesen, das neben uns lebt. Mit jedem Baum, mit jedem Vogel, mit jedem Grashalm. Daraus erwächst zum einen eine tiefe Liebe und ein tiefer unerschütterlicher Respekt vor allem Lebenden und damit auch ein dementsprechender Umgang und eine Fürsorge.
Zum anderen bedeutet dies ein "Sich absolut aufgehoben und geborgen fühlen in der Welt", ein "nicht in Frage stellen" des eigenen Seins, des eigenen Wertes, des eigenen Sinns. Am besten vorstellbar mag dieser Zustand sein (im Idealfall) mit dem noch nahezu paradiesischen Einsseins-Gefühl des Neugeborenen kurz nach der Geburt, wo aus dem Einssein mit der Mutter heraus Schutz, Nahrung, Liebe und Geborgenheit, ja die ganze Welt, in jedem Moment einfach da ist und das Kind sich geliebt und angenommen fühlt, uneingeschränkt und total. Ähnliche paradiesische Zustände sind manchmal auch in unseren Träumen spürbar und erlebbar, als ein Nachhall dessen, was wir schon mal kannten, und sie hinterlassen uns dann am Morgen eine Ahnung von dem, was wieder werden kann.
Als gesamte Menschheit, aber auch als Einzelwesen, haben wir diesen Zustand verloren, haben uns entfernt, haben uns abgekapselt und dabei unsere Liebes- und Beziehungsfähigkeit verloren, vor allem auch zu uns selbst, zu unseren Gefühlen, zu unseren wirklichen Bedürfnissen. Dies sehen die Likatier als Hauptkrankheit an, die dann im speziellen in den vielzähligen uns bekannten Krankheitsbildern ihren unterschiedlichen Ausdruck gefunden hat.
Um diese Entfremdungen wieder rückgängig zu machen, ist natürlich ein weiter Weg nötig. So war auch unsere erste Erkenntnis die, dass der Mensch alleine in keinster Weise den Rückweg zu schaffen vermag. Die Heilung bedarf zunächst einer radikalen Infragestellung der gesamten Lebensäußerungen von uns Menschen. Das fängt mit den sozialen Lebensbedingungen an und hört mit den Ernährungsfragen auf. Da müssen die Beziehungsstrukturen durchforscht werden und in die tiefsten Seelenkeller hinabgestiegen werden, um wieder an den Urgrund der authentischen Lebensweise zurückzufinden.
Aber diese Bewegungen verursachen Angst, Angst vor allem Neuen, vor allen Änderungen, vor allem Nicht-richtig-sein. Angst entsteht, wenn wir entdecken, welche heimlichen monströsen Strukturen in uns entstanden sind im Laufe der langen Zeit. Angst entsteht, wenn wir all den Hass, den Neid, die Gier in uns entdecken, all die Lieblosigkeit uns selbst und allen anderen gegenüber. Da kommt Angst vor uns selbst, Angst davor, die Liebe der anderen zu verlieren.
So war den Likatiern klar, dass eine der ersten Heilmaßnahmen sein mußte, eine Lebensform zu entwickeln, die sowohl im äußeren Aufbau wie auch im inneren Lebensgefühl in der Lage war, zum einen notwendige Änderungen zu bewerkstelligen, zum anderen aber auch die Ängste der einzelnen durch ein liebevolles Zusammengehörigkeitsgefühl abzufangen und sie auf ihrem Weg zur Lebendigkeit zu stützen und zu ermutigen. Ein neu zu gründender Stamm, innerhalb dessen sich der innerste Kreis der Mitglieder schwört, immer zusammen zu bleiben, schien die am besten geeignete Voraussetzung dafür, allen ein Zuhause schaffen zu können, das unabhängig ist von irgendwelchen Leistungen oder auch Fehlern. Die Gründung des Stammes war somit schon der erste Schritt zur Gesamtheilung seiner Mitglieder. Dabei war es den Likatiern wichtig, dass jedes Stammesmitglied diesen Schutz und diese Geborgenheit durch die anderen gleichermaßen erfahren sollte. Ein Schritt weg von dem leistungsorientierten, ausschliessenden und patriarchalen Weltbild, in dem wir bisher gelebt hatten, war vollzogen, denn im Stamm bemühten sich alle, jeden seiner selbst willen zu lieben und nicht seiner Leistung wegen.
Um aber nun wirklich einzusteigen in die kritische Betrachtung und Veränderung der eigenen Strukturen war dem Stamm der Likatier klar, dass die anderen als Spiegel und Korrektiv eine unabdingbare und wichtige Funktion hatten. Grundvoraussetzung war natürlich, die gegenseitige Kritik als einen gemeinsamen Akt der Gesundung und auch der Liebeszuwendung zueinander zu sehen und zu erleben. Gegenseitige Infragestellung und gleichzeitig gemeinsames Weiterkommen im Aufspüren eigener versteckter und unerkannter Strukturen waren positive Folgen. Es gibt viele Ebenen und Plattformen, wo diese Art der gemeinsamen Heilbeschäftigung stattfindet. Sei es in den Frauen- und Männertreffen, sei es bei gemeinsamen Frühstücken oder Festveranstaltungen, oder einfach im gemeinsam gelebten Alltag, der immer wieder Gelegenheit bietet zu intimen persönlichen Austauschen.
Neben den allgemeinen Beschäftigungen mit der Entwicklung eines gesunden Menschenbildes, eines gesunden und gesundenden Lebensumfeldes, gibt es natürlich im Stamm der Likatier auch sehr spezifische Beschäftigungen mit Heilmethoden und Heilansätzen der verschiedensten Art. Beschäftigungen im Bereich der Bewußtseinsforschung, im Bereich der Traumtherapie, der Körperpsychotherapie, in Ernährungsfragen, im Bereich der Pränatalen Medizin, im Bereich der Naturheilkunde bzw. Phytotherapie, in systemischer Psychotherapie (z.B. Familienaufstellungen) und auch diverse analytische Verfahren stellen wichtige Säulen in unserer therapeutischen Entwicklung dar. Mit Sicherheit wird das Thema der konkreten Aufarbeitung der lebensgeschichtlichen Entwicklungen der einzelnen Stammesmitglieder in den nächsten Jahren im Stammesleben der Likatier einen großen Raum einnehmen und damit sicherlich - wie bisher auch - viel in Bewegung bringen.
Die Thematik der körperlichen Symptome und ihrer Behandlung wird von uns von der Beschäftigung mit der Gesamtgesundung nicht abgespalten. Da wir ein ganzheitliches Menschenbild in unserem Wirken zu Grunde legen, sind für uns die Trennung von Körper, Seele und Geist, wie es in manchen Systemen so üblich ist, kein Thema. Symptome, ob psychischen, körperlichen oder geistigen Ursprungs sind nach unserer Vorstellung alle Ausfluss einer Störung bestimmter Bewusstseinsstrukturen, die in unterschiedlicher Art und Weise die Entfremdungen des Einzelnen zum Ausdruck bringen. Die körperliche Medizin im engeren Sinne hat also den gleichen Stellenwert und Ausdruckscharakter wie z.B. die Psychotherapie oder eben all die anderen Therapieansätze.
Einen ganz besonderen Stellenwert nimmt im Stamm der Likatier die Beschäftigung mit der vorgeburtlichen Zeit des Kindes im Mutterleib, mit der Geburt und mit der Nachgeburtssituation sowie mit den Umständen, Erlebnissen und Verfassungen der Mutter in diesen Phasen ein. Nicht nur, weil wir als Kind in dieser Zeit dem paradiesischen Urzustand noch am nächsten sind, sondern natürlich auch, weil es sich hier um eine ganz entscheidende Nahtstelle in der Entwicklung des Menschen handelt. Bekanntermaßen werden in diesen neun Monaten der Schwangerschaft die entscheidenden Prägungen in den Bewußtseinsstrukturen des Menschen gelegt. Die Beziehung der Mutter zum Kind ist in dieser Zeit von unvergleichbarer Wichtigkeit für das spätere Leben und die späteren Entwicklungen des Kindes. Hier entscheidet sich, wie sehr und in welcher Weise das Kind neurotisiert und krank wird, oder - im positiven Sinn gesprochen - wie gesund und beziehungsfähig, wie offen und liebesfähig der kleine Mensch wird. Alle späteren therapeutischen Maßnahmen kommen letztendlich immer wieder auf diese Frühzeit zurück und sind natürlich um so einfacher und effektiver, je näher sie an diese Zeit anknüpfen können.
So findet im Stamm der Likatier seit vielen Jahren eine therapeutische Begleitung der Mütter in der Schwangerschaft statt durch wöchentliche gruppentherapeutische Schwangerentreffen, die den Sinn haben, die Bindung und Beziehung zum Kind zu verbessern und durch die stützende Bewältigung der Nöte und Konflikte der Mutter in dieser Zeit dem Kind bessere Startbedingungen zu geben. Diese Bemühungen haben für die Entwicklung und die Gesundheit des Kindes sicherlich eine hohe Effizienz, da sie eben genau da ansetzen, wo die entscheidenden Weichenstellungen für das Kind stattfinden.
Die Beschäftigung mit Heilung auf allen Ebenen ist für den Stamm der Likatier eine sehr profunde und allumfassende Angelegenheit. Dieses Thema reicht in jeden Bereich des Lebens hinein. Dazu gehören die Beschäftigungen mit unseren Beziehungsstrukturen, mit unserem Körper, mit unserer Sexualität, mit unseren Gedankengebilden, mit unseren Bewegungen, mit unseren Nahrungsmitteln, mit unseren Vorfahren, mit unserer Kindererziehung, mit unseren Glaubenssystemen, mit unserer Wohnsituation, mit unseren Sozialformen, mit unseren Träumen, mit unseren Arbeitsbedingungen, mit unserer Gestik, mit unseren Körpererkrankungen, mit unserem Schulsystem, mit unserer Lebendigkeit, mit unseren Nachbarn und mit den Pflanzen um uns herum, um nur einen Bruchteil der konkreten Beschäftigungsebenen zu erwähnen. Hier findet die konkrete Arbeit statt, nämlich die Durchforschung all dieser Lebensbereiche auf ihre Lebendigkeit und Authentizität hin. Die Likatier suchen wieder die direkte Lebensanbindung an die Wirklichkeit, an die ursprünglichen, lebendigen Äußerungen eines gesunden Menschen in einer gesunden Umwelt. Die Beschäftigung mit Heilung ist eigentlich eine ständige Beschäftigung mit dem Leben. "Dem Leben auf der Spur" - der Claim des Stammes der Likatier - beinhält natürlich auch die entscheidende Richtung von dessen Beschäftigung im Zusammenhang mit Heilung.
Entscheidend für Heilung aller Art ist die Rückgewinnung unserer Liebesfähigkeit, die Kraft, die alles Getrennte wieder zusammenführt, die alle Spaltungen überwinden kann, die aus dem" Ich" und dem "Du" wieder ein "Wir "zu machen vermag. Ein "Wir", das dieses ursprüngliche Gefühl von Einssein in sich trägt, diese Urverbundenheit, aus der heraus es völlig absurd erscheint, einen Baum sinnlos zu fällen, Gift in unsere Gewässer zu leiten, Kriege zu führen, die Welt zu zerstören oder aber auch ungeborenes Leben zu töten. Die Liebesfähigkeit vermag den Menschen zu heilen, und was den Menschen heilt, heilt auch die Welt.
Sie sind dem "Leben auf der Spur". Das haben sie sich zumindest auf ihre Fahnen geschrieben – und so lautet auch der Claim auf ihrem offiziellen Briefpapier. Dem Leben in seinen tiefsten Tiefen zu begegnen und seine verborgenen Geheimnisse und Wirklichkeiten zu verstehen, das war von Anfang an die Vision ihrer Gründer. Die Integration des Lebens in all seinen Ausprägungen, das Einssein mit der Urmutter ist mehr denn je Antrieb und große Sehnsucht des Stammes der Likatier. Doch auch die Likatier sehen sich dabei nicht frei von all den Widrigkeiten, welche einem Leben im völligen Einklang mit der großen Mutter entgegenstehen. Zu tief sitzen noch die Blockaden - die in der Kindheit verdrängten und verpanzerten Erlebnisse, welche sich in Symptomen wie Angstneurosen, Aggressionen oder Depressionen äußern, und schließlich auch zu körperlichen Beschwerden wie Kreislaufproblemen, Migräne oder Rheuma führen können. Natürlich reguliert das intensive soziale Leben in der Stammesrealität der Likatier einiges. Man kennt sich seit vielen Jahren, man hält zusammen, durchlebt gemeinsam Lebenskrisen und heilt dabei viele Wunden. Aber oft, so Stammesmann Dave, stehe man doch noch da wie "Ochs vorm Berge" und könne sich keinen Reim machen, wieso ein Mensch so auf ein Problem reagiert und nicht anders. Auf ihrer Suche nach einem authentischen Schlüssel zur Heilung sind die Likatier nun einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Sie starteten Anfang des vergangenen Jahres einen internen Großversuch mit der dynamischen Tiefenatmung, eine Atemtherapie, ähnlich wie das holotrope Atmen von Stanislav Grof. Das Ergebnis, sagt der Likatier Dave begeistert, habe alle positiven Erwartungen weit übertroffen ...
Dave ist 23 Jahre alt und stammt ursprünglich aus Wien. Mit achtzehn verließ er die Walzermetropole und kam ins Allgäu, zum "Stamm". Damals, vor fünf Jahren, war er der 150. Likatier. Mittlerweile hat sich die Gemeinschaft fast verdoppelt, und Dave hat sich von der rasanten Entwicklung im Stamm anstecken lassen und arbeitet längst engagiert und voller Begeisterung im stammeseigenen Heilerhaus mit. Die sensationellen Erfahrungen mit der Tiefenatmung haben ihn kürzlich auf die Idee gebracht, dass der Stamm die gemachten Erfahrungen nicht für sich behalten, sondern baldmöglichst auch der Allgemeinheit zugänglich machen solle. Seine Idee fand allgemeinen Beifall bei den Likatiern. Und so kam es, dass dynamische Tiefenatmung jetzt auch interessierten Gästen des Stammes angeboten wird. Denn Dave und die Likatier sind sich sicher: Das schnellste Pferd zu Heilung und Lebendigkeit ist die Tiefenatmung.
Die Likatier haben in den vergangenen Jahren etliche Ansätze zur Bewusstwerdung und Überwindung kranker oder psychosomatischer Strukturen gemacht. Aber bisher hat sich nichts als so einfach, so natürlich und wirkungsvoll erwiesen wie der Trick mit der Atmung. Auch Evelyn Barrasch, Stammesfrau und Heilpraktikerin, ist total überzeugt von der wunderbaren Heilwirkung der dynamischen Tiefenatmung. "Wir alle atmen ein und aus, ganz unbewusst", sagt sie. "Jede Stunde, jede Minute, ein und aus. Der Atem trägt uns durchs Leben. Er kann uns auch über die Schwelle tragen". Es handelt sich dabei um eine grenzüberschreitende Selbsterfahrung, in der durch eine vertiefte Atmung, stimulierende Musik, durch Malen und Körperarbeit unverarbeitete Gefühle und traumatische Erlebnisse an die Oberfläche gelangen und allmählich verstanden und geheilt werden können. Das Bahnbrechende an der Sache ist, dass die eigentliche Heilung der "Dynamischen Tiefenatmung" dabei aus den tiefen positiven Erfahrungen erfolgt, die man im Innern erlebt, welche für verbale Therapien meist verschlossen bleiben. "Man kann damit eine Zeit aus dem eigenen Leben bearbeiten, in der es noch keine Worte gab", erzählt Dave begeistert, und seine dichten, langen Wuschellocken wogen dabei energisch von einer Seite zur anderen. Anders ausgedrückt: abgespaltene, blockierte Energie, die oft durch traumatische Erlebnisse vor oder während der Geburt entsteht, wird allein durch die trancierende Wirkung der Atemarbeit mobilisiert und durch die Aktivierung der eigenen Selbstheilungskräfte gelöst und integriert. Skeptikern, die angesichts weinender, schreiender, sich windender, wild gestikulierender Kursteilnehmer argwöhnisch die Stirn runzeln, empfiehlt Evelyn Barrasch: "Vorraussetzung für diesen Prozess der Selbstheilung ist freilich die Bereitschaft, sich selbst zu reflektieren und in Frage zu stellen, und inneren und äußeren Wandel zuzulassen". In einem geschützten Rahmen, mit unterstützender Leitung erfahrener Vertrauenspersonen kann man Dinge tun und zulassen, die für die meisten Menschen für immer im Verborgenen bleiben und von dort aus allmählich und unentrinnbar für Unheil sorgen. Dave: "Oft kommt uralte Trauer zum Vorschein, seit Jahrzehnten aufgestaute Wut, aber auch strahlende, glückselige Augenblicke voll paradiesischer Schönheit". Dabei können die "Reisenden" die Richtung, die Geschwindigkeit und die Intensität des Erlebten selbst steuern. Manche erleben es wie den Schritt durch ein Tor, in welches sie eintreten in ihre bislang verborgenen Wirklichkeiten. Gelangt man in allzu schmerzhafte Regionen der eigenen Seele, kann man sozusagen "das Gas wieder herausnehmen" und sich aus einer anderen Richtung dem Problem nähern, oder sich einen erneuten Versuch für einen späteren Zeitpunkt aufheben. Immer werden jedoch auch schwierige Erfahrungen als erträglich, ja als geradezu bereichernd erlebt. Etwa die verschiedenen, oft dramatisch erlebten Phasen der eigenen Geburt, die Gefühle im Mutterbauch, ja selbst die Umstände und Ereignisse der eigenen Zeugung ...
Tiefenatmungs-Sitzung von xxxx, Likatien den 25. Februar 2006
Als erstes kam ich dann in einen Zustand von Traurigkeit, weil ich empfand, daß ich nicht sein darf wie ich bin. Dann fing ich zu weinen an und war so traurig. In meinem Weinen sagte ich mir immer: doch, ich darf so sein wie ich bin, ich darf so sein wie ich bin und das verwandelte sich langsam nur noch in das Wort "Sein", "Sein". Und dann kam eine Stimme zur mir, es war die Stimme einer Mutter, einer Göttin, die mir sagte: Verwandle Dich, Verwandle Dich, Verwandle Dich, Verwandle Dich, Verwandle Dich, Verwandle Dich, Verwandle Dich, usw.
Und sei wer Du bist.
Und dann begann ich mich zu verwandeln. Zuerst bemerkte ich es nur an meinen Bewegungen und ich bewegte mich wie ein Samen, ganz schnell, schlängelnd, sich fortbewegend. Diese Bewegung fiel mir total leicht, ich hatte überhaupt kein Gefühl für Gewicht, für Körper, ich war total leicht, wendig. Ich bewegte mich ganz schnell auf meiner Decke und darüber hinaus. Ich schwamm in einem Schwarm von vielen Samen. Ab dieser Verwandlung fiel mir auch das Atmen ganz leicht. Ich konnte ohne jede Blockade ganz leicht ein- und ausatmen, ganz schnell, das war so toll. Mein Lebensgefühl war das eines Fisches im Wasser. Und dann dachte ich mir, "Ach so, so leicht ist, seine Ziele zu erreichen, Aufgaben zu erfüllen", weil wir schon an der Eizelle angekommen waren.
Dann merke ich plötzlich, daß die eigentlich Aufgabe eigentlich erst jetzt anging, nämlich die Eroberung der Eizelle. Ich hielt inne und wollte wahrnehmen, wie ich es nun anstellen sollte, daß ich da reinkomme, daß ich sie erobern, für mich gewinnen kann. Wir, alle Samen zusammen, umschwammen die Eizelle. Dann wurde ich mir plötzlich meiner Macht bewußt und ich spürte, wie meine Macht, Kraft und Potenz mich mehr und mehr anfüllte, mich riesig machte. Ich spürte, daß ich nun stärker war als alle anderen Samen, ich war der Königssamen und ab diesem Moment wußte ich, daß ich es schaffen werde.
Ich sammelte immer mehr Kraft, Entschlossenheit und Zeugungswille in mir an, mehr und mehr und mehr, bis ich riesig mächtig war. Ich umschwamm die Eizelle mit meiner Macht und legte ein Netz der Macht um sie herum, ich nahm sie mehr und mehr in meinen Bann. Sie war immer noch wie eine uneinnehmbare, auch unheimlich mächtige Festung, die es mir auf keinen Fall leicht machte. Ich wußte, daß sie meinen Tod fordert, anders wird sie sich mir nicht öffnen.
Ich umgarnte sie mehr und mehr, verschwendete und verschenkte mich mehr und mehr an sie. Ich konnte sie dafür gewinnen sich mir ein bißchen anzunähern. Und dann hatte ich das Bewußtsein eines Mannes. Ich spürte einen Phallus in meinem Schambereich und ich zog die Frau, als Hüterin der Eizelle, immer mehr an mich heran. Es war ein Kampf der Giganten, das war sooo anstrengend, bis sie sich überhaupt einmal von mir penetrieren ließ. Und dann mußte ich mich bei jedem Penetrationsakt immer mehr in meinem Zeugungswillen verdichten, bis ich tatsächlich dann das Gefühl hatte gestorben zu sein und genau in diesem Moment "es geschafft" zu haben, das Kind gezeugt zu haben.
Dann fiel ich wie tot auf die Seite um, so wie Männer es halt immer machen nach dem Orgasmus.
Ich war in meinem Bewußtsein der Mann und auch der Same. Ich empfand das ganze Erleben des Samens ganz klar nach.
Und dann umhüllte ich die befruchtete Eizelle mit meiner ganzen Liebe, legte einen Liebeszauber um sie herum, damit sie wohl behütet war. Und dann sah ich, wie in der spirituellen Welt, in der numinosen Welt, oder wie soll ich sagen, halt in der numinosen Welt der Zeugung ein großes Fest gefeiert wurde. Alle Samen freuten sich für den einen Samen, der es geschafft hatte, es war so ein Freudenfest, so ein Glück, so eine Glückseligkeit, das war unglaublich. Es kam auch die Göttin, die dem Kind ihren Segen gab. Das war alles so wunderbar schön, die ganze Energie und Freude um dieses Ereignis herum.
Dann sah ich noch den Samen, der gezeugt wurde, wie er die Ehrerbietung und den Jubel des Samenvolkes entgegennahm und zum König gekrönt wurde.
Dann mußte ich so laut lachen, zum einen aus Freude, zum anderen weil das genau die Triumph- und Jubelgefühle waren, über die ich mich im Normalbewußtsein immer aufrege und mit denen ich Probleme habe. Genau diese Triumphgefühle erlebte ich ganz deutlich in ihrer Unschuld.
Ich genoß diesen Zustand sehr und ließ ihn einfach ganz lang auf mich wirken. Ich genoß es, mich dazu bewegen zu können. Alles war so unendlich friedlich, erfüllt, vollbracht.
Mut zur Veränderung "schwappt" ins Alltagsbewusstsein hinüber
Wie Teilnehmer der likatischen Atemsitzungen immer wieder berichten, ist es oft geradezu eine Lust, die eigenen verkrusteten, verdrängten, ins ewige Vergessen geschickten Erlebnisse und Strukturen während der Atemtrance anzusteuern und zu erforschen. Dabei besitzt man zu jeder Zeit soviel Kontrolle über das Geschehen wie nötig, um sich innerlich deutlich für oder gegen den nächsten Schritt auf der Reise in die eigene Seele zu entscheiden. Regelmäßig berichten die Personen dabei von einer allmählichen Zunahme ihres Selbstvertrauens und ihres Erlebnishorizontes. Oft entstehe spontan ein ungeahnter Mut zur Veränderung, welcher auch außerhalb der Atemtrance immer öfter ins Alltagsbewusstsein "hinüberschwappe".
Das Geheimnis der Tiefenatmung ist die vertiefte, beschleunigte Atmung. So wie psychische Blockaden meist mit einer Beeinträchtigung des Atmens verbunden sind, wie etwa bei Angst- oder Schocksituationen, wo man den Atem regelrecht anhält, führt die Beschleunigung und Vertiefung der Atmung just in die andere Richtung. Widerstände werden verringert und Räume des Bewusstseins können wieder geöffnet werden. Der Atem durchdringt die körperliche, seelische und geistige Ebene. Er verbindet quasi die grob- und feinstofflichen Prozesse in unserem Körper. Evelyn Barrasch: "Nach einer Atemsitzung fühlen wir uns von einer erstaunlichen Kraft und Energie getragen, von einem pulsierenden Lebensgefühl und einem kaum mehr gekannten Vertrauen zu sich selbst und zum Leben". Manchmal reichen die Erlebnisse während der Atemtrance auch über die eigene Erinnerung hinaus und führen hinein in mythische, ja kosmische Bereiche und Stimmungen. Wir begegnen längst verstorbenen Menschen, Vater, Mutter, unseren Ahnen, mythischen Figuren. Manche begegnen Riesen und Zwergen, der Sonne, den Tiefen des Ozeans usw.
Ich beschloss zu wachsen und immer größer zu werden
Tiefenatmungs-Sitzung von xxx am 9. April 2006:
Ich bin unruhig, unkonzentriert, und versuche, mich zu beruhigen, mit Liebe anzufüllen gegenüber allem, was ist und noch kommen mag. Ich lasse mich von der rhythmischen Musik mitreißen, gehe auch körperlich ziemlich mit. Ich atme tief ein und verströmte meinen Atem fast sichtbar in Richtung Zimmerdecke. Es ist, wie wenn ich unter Wasser bin, irgendwo im Meer, und mein Atem sprudelt in Bläschen nach oben. Das gefällt mir. Ich atmet da weiter hinein. Ich spüre, wie ich plötzlich ein Taucher bin, mit Taucheranzug und Sauerstoffmaske, und wie ich in Richtung Meeresboden absinke. Ich falle tiefer und tiefer, und Schwärme von bunten Fischen schwammen an mir vorbei.
Ich kann dank dem Sauerstoffgerät atmen und genieße es, hier in der Tiefe zu sein und keine Atemnot zu haben. Da kommt plötzlich ein riesiger Hai auf mich zugeschwommen. Er schwimmt direkt mit seiner spitzen Nase und seinem riesigen geöffneten Maul auf mich zu. Ich merke, dass er es ernst meint, wie aggressiv er ist, und dass ich keine Chance gegen ihn habe, es sei denn, ich gehe in die Offensive. Ich glaube, ich habe dem Hai mit einem kräftigen Schlag auf die Nase gehauen und ihm einen empfindlichen Stoß versetzt. Gleichzeitig beschließe ich, zu wachsen und immer größer zu werden. Da kommen immer mehr Haie aus allen Richtungen auf mich zu und umringen mich zähnestarrend und angriffslustig. Plötzlich sind Hunderte Haie um mich herum, alle mit aufgerissenem Maul, bereit, zuzubeißen. Ich beschließe, weiter zu wachsen, und mich nicht von der Gefahr verrückt machen zu lassen. Ich wachse und wachse, werde ein Riese, und dann verwandelte ich mich in einen wunderschönen roten Fisch mit kunstvoll ausladenden Flossen.
Auch als Fisch bin ich riesig und werde laufend größer. Die Haifische dagegen wachsen nicht mit, und sind bald im Vergleich zu mir so klein wie Karpfen. Zu Hunderten schwimmen sie um mich herum, ohne mir ein Haar zu krümmen. Da setze ich mich in Bewegung und schwimme munter drauflos, fühle mich pudel- bzw. fischwohl. Die Haie folgen mir und schwimmen wie ein riesiger Schwarm neben mir her, allerdings nur noch als Begleiter und Freunde.
Ich wachse immer noch und verwandele mich endlich in einen riesigen Wal. Das ist ein geiles Gefühl, ein mächtiges Gefühl, mich mit meiner riesigen Fluke vorwärts zu bewegen und mich im Wasser zu aalen. Dann kommen immer mehr Wale, und wir schwimmen zusammen in einer gewaltigen Formation. Ich stoße Walschreie und Walgesänge aus – mal hohe und mal tiefe Basstöne, und die anderen erwidern meinen Gesang, und es ist ein geiles Gefühl von Macht, Gelassenheit, Zuversicht, Einssein. Dann will ich mal an die Wasseroberfläche, nehme Tempo auf und schieße schräg hinauf, immer schneller, und mache schließlich einen gewaltigen Satz aus dem Wasser. Dann bricht das Bild ab.
Wenn man einmal den Blinker gesetzt hat
Die "Dynamische Tiefenatmung" ist für die Likatier die wohl natürlichste "Technik", das menschliche Bewusstsein unendlich zu erweitern und den Geheimnissen des eigenen Lebens und des Lebens überhaupt auf die Spur zu kommen. Man kann seine Erlebnisse also nicht überdosieren, sich übernehmen oder verschätzen, weil man mit seinem Atem paradoxerweise auch in der tiefen Trance gleichzeitig die Intensität und Richtung kontrollieren und verändern kann. "Jede Sitzung ist eine Reise in dieses gigantische Kaleidoskop von unendlichen Möglichkeiten auf allen Ebenen des Seins, welches Du selbst bist", meint Dave. Und er fährt fort: "Wie eng das Korsett ist, in das wir Menschen uns zwängen, merkt man erst, wenn man einmal den Blinker gesetzt hat, um die Autobahn des Alltags zu verlassen". Die Dynamische Tiefenatmung ist solch ein Blinker, ja eine wunderbare Ausfahrt heraus aus der eigenen Erstarrung, aus der Angst vor dem Leben." Und der natürliche Boden für solch eine wunderbare Erfahrung ist die Gemeinschaft von Menschen, ist ein vertrautes, heimatliches Umfeld. Die Menschen im Stamm der Likatier bemühen sich seit Jahrzehnten, dieses Umfeld für sich und andere zu schaffen. Vielleicht zeigt die Tiefenatmung gerade deshalb bei den Likatiern so außergewöhnliche Ergebnisse.
Wie dumm zu denken, dass meine Scheide nur für den Beischlaf da ist
Tiefenatmungs-Sitzung von xxx am 12. August 2006
Das Atmen geht so gut wie noch nie. Zwischendurch Müdigkeit, Schwere vor allem in den Schultern und Armen, dann das Gefühl, wie ein Vogel zu Fliegen.
Kein inneres Thema. Mir ist zum Kotzen, ich versuche zu kotzen. Dann entsteht ein inneres Bild. Im Halbdunkeln eines Kellers eine manngroße Sonne aus Metall, die ich ankotzen wollte. Die Sonne ist streng! Sehr streng!
Du sollst!
Du mußt!
Du darfst! Diese Sonne wacht. Ist sie mein Vater? - - - und ich selbst bin diese Sonne aus Metall oder Stein, groß, riesig, hart. Ich spüre den Geist dieser Sonne in mir. Meine Besserwisserei, mein alles verstehen und bewerten wollen. Ich bin gut, ich bin schlecht - und viel schlecht und was ich alles tun muß, um gut zu sein. Scheiße - ich bin die Sonne.
Und wie in einem Science Fiktion geht sie wie eine Schiebetüre auf und Inka-Krieger treten heraus. Ich fühle mich ohnmächtig und klein und elend. Viel Ohnmacht. Wo ist meine Wut? Nur zum Kotzen! Ganz schwach in meinen Armen. Versuche zu schlagen, an der Wand. Tut weh. Wut nur schwach. Aber mir ist zum Kotzen. So besiege ich keine Inka Krieger...
How! Es geht! Gegen alle Schwere und Schwäche kann ich rufen. Aber meine Arme sind schwach. Spüre die Energie in mir aufsteigen, sehe Energiesäule von oben nach unten und spüre sie dann in mir: Stark und breit. Gefühl, dass meine Scheide der Eingang für Energie ist. Wie dumm zu denken, dass die nur für den Beischlaf oder das Gebären da sei. Dann fließt die Energie über die Haut wie ein Strom oder Duschgel oder so etwas wie die Aura oder Energie. Dann fließt die Energie durch mich und steigt in mir auf. Durch die Scheide, Gebärmutter, Brust, Herz. Sehe wieder die Sonne.
Eine Idee in mir entsteht. Ersetze die Sonne durch den Mond: Tue, was du Fühlst! Und dann wandelt sich etwas in mir. Ich weine. Ein Liebesbrief an dich, den ich schon lange schreiben wollte. Ich liebe dich noch immer, ich verzeihe dir und bitte auch dich um Verzeihung. Das Glück - du mußt kein Gott mehr sein. Und ich liebe dich noch immer. Und auch, wenn du mich nicht annimmst, ich liebe dich weiter und immer.
Ich spüre Feuer im Bauch. Das Feuer der Liebe. Eine Feuersäule brennt hoch. Darin sehe ich eine Maria mit Kind. Ich bin eine Fackel der Lust und Begeisterung. Dann mein Bauch: meine Tochter darin. Ich schleudere sie rund und wir haben jauchzenden Spaß. Ich schleudere meine große Tochter rund und meinen Sohn rund und wir haben jauchzenden Spaß. Ich bin total beglückt.