Spiritualität drückt sich für die Likatier am tiefsten in ihrer Sehnsucht nach Lebendigkeit aus. Indem sie sich der Wahrheit des Lebens annähern, d.h. wahrhaftig leben wollen, entwickeln die Likatier ihren Zugang zur Spiritualität. Dabei haben sie ein tiefes Bedürfnis nach Echtheit und Authentizität. Bei der Kulturentwicklung im allgemeinen und der Spiritualität im besonderen legen die Likatier großen Wert darauf, ihre eigene Art zu entfalten. Sie wollen nicht etwas übernehmen und passend machen, was gar nicht ihres ist, genauso wie sie auch nicht unbedingt in Traditionen verharren wollen, in die sie hineingeboren wurden. So bewegen sie sich bei der Verwirklichung ihrer Spiritualität in direktem Kontakt zu ihrer inneren Wirklichkeit.
Zu folgenden Themen finden Sie nähere Informationen zur Spiritualität des Stammes der Likatier:
Jeder Baum lebt. Jeder Berg hat ein Wesen, jeder Stein hat einen Geist. Jedes Haus ist beseelt.
Für den Stamm der Likatier gibt es nichts, was tot ist. Alles, was existiert, ist lebendig. Die Likatier wollen allem die Würde der Wesenhaftigkeit zugestehen. Wer ein Ding als tot betrachtet, beraubt es seiner Würde und tötet sich damit letztlich selbst. Denn wie ich die Welt anschaue, so bin ich.
Unter diesem Aspekt ist der in dieser Gesellschaft vorherrschende Materialismus das Prinzip der toten Substanz schlechthin. Die Vielfalt des Lebens wird beschränkt auf eine rein materialistische Ebene, wo emotionale und seelische Zusammenhänge wegrationalisiert wurden. An der Spitze dieser Sinnentleerung steht die Anschauung des Menschen als reines Produkt biochemischer Prozesse. Infolgedessen geschieht Abgrenzung: Verstand von Gefühl, Geist von Materie, Menschen voneinander und von der Natur, Leben von Tod. Dieser Abgrenzung setzen die Likatier das Lebensgefühl von Einssein entgegen. Sie wollen Integrationsfähigkeit entwickeln, die keine Grenzen kennt und die höheren Zusammenhänge der Welt als Grundlage für ein universelles Zugehörigkeitsgefühl begreift.
Um der Wesenhaftigkeit von allem, was uns umgibt, Ausdruck zu verleihen, haben die Likatier den Brauch der Namensgebungen entwickelt. Bäume und Pflanzen, Häuser und Zimmer - alles wird geachtet und geehrt, durch die Magie der Namensgebungen.
Liebe ist für die Likatier ein zentraler Begriff. Durch Liebe befindet sich der Mensch im Zustand des All-Eins-Seins, er empfindet keine Abgrenzungen mehr und fühlt sich vollkommen lebendig. Wenn er in der Liebe ist, dann ist er im Paradies. Die Fähigkeit der Wahrnehmung spielt bei der Liebe eine entscheidende Rolle. Wenn der Mensch mit einem vollkommen offenen Herzen wahrnimmt, dann befindet er sich in vollem Kontakt zu der mit ihm verschmolzenen Wirklichkeit. Eine auf die körperlichen Sinne oder anderswie verursachte Begrenzung der Wahrnehmung führt immer zu einem Verlust an Kontakt und hat auch immer die Wirkung, daß sich die Liebesfähigkeit des Menschen beschränkt. Die Wahrnehmung und damit die Liebesbeziehung zu den Wesen und Dingen funktioniert nur, wenn aus dem Herzen heraus über all die unendlich vielen Wahrnehmungskanäle wahrgenommen wird, die dem Menschen zu eigen sind. Nur wenn jeder empfindungsmäßige Wahrnehmungsimpuls zugelassen und ernstgenommen wird, bekommt man eine Verbindung zu all den Wirklichkeitsebenen, die zu unserem Kosmos gehören
In der Tiefe seiner Bedeutung ist der Begriff der Liebe für die Likatier nicht von dem des Lebens zu unterscheiden. Alles läuft doch darauf hinaus, die Liebe und das Leben zu entfalten und die eigene Liebesfähigkeit und Lebendigkeit weiterzuentwickeln.
Bedeutung
Um dem Wesen der Welt Ausdruck zu verleihen und die Prinzipien des Lebens zu erfassen, wurde von einigen Stammesmitgliedern der Begriff der Mutter-Göttin manifestiert. Sie repräsentiert für viele Likatier die Große Schöpferin, aus der das Leben entsteht, die aber auch Transformation und Tod bedeutet. Sie ist die Große Mama und symbolisiert damit das Lebensgefühl von Heimat, Geborgenheit und Vertrauen, welches die Gefühle sind, die den Likatiern spirituell die tiefsten Sehnsüchte wiederspiegeln. Daß viele Likatier nicht an einen männlichen Gott glauben, sondern an eine weibliche Göttin, liegt daran, daß die wichtigsten Glücks-Empfindungen, die es für den Menschen gibt, das Ergebnis von Zuständen ist, die etwas mit der mysterienhaften Urbeziehung des Menschen zu seiner Mutter zu tun haben. Die Ganzheit der Wirklichkeit wird von vielen Likatiern als mütterlich empfunden, weswegen es für sie naheliegend war, das allumfassende Göttliche als mütterlich-göttlich, d.h. als Mutter-Göttin zu erfahren. Für sie ist die Beziehung zur Mutter-Göttin nicht eine vage willkürliche Glaubenssache, sondern das Ergebnis ihrer Wahrnehmung von Wirklichkeit.
Aspekte
Die Mutter Göttin in ihrer Ganzheitlichkeit symbolisiert für viele Likatier das Prinzip der Wandlungen aus Werden und Vergehen. Sie schenkt Leben, spendet Fülle und bringt gleichsam Chaos und Verfall, damit wieder Neues entstehen kann - ein immerwährender Kreislauf. Die drei Aspekte der Göttin gewähren Einblick in die Gesichter dieser Transformation.