Senioren sind herzlich willkommen!
Aufgrund der zahlreichen Besuche im Stamm
der Likatier, war vor allem im letzten Jahr festzustellen, daß sich
immer mehr ältere Menschen für Leben in Gemeinschaft interessieren.
Während noch vor wenigen Jahren alternative Gemeinschaftsprojekte und
Lebensweisen unter dem Titel „Ausstieg aus der Gesellschaft“ etwas
spöttisch betrachtet wurden, etabliert sich die Vorstellung von mehr
menschlichem Miteinander gerade auch in den älteren Generationen immer
mehr.
Das mag wohl in erster Linie daran liegen, daß das gegenwärtige
Gesellschaftssystem keine visionären und motivierenden Lebensformen
für ältere Menschen bietet, die natürlich – wie
junge Menschen auch – Lust auf Kontakt, auf Begegnung, auf Austausch
mit anderen Menschen haben. Bedauerlicherweise bietet sich älter
werdenden Menschen im Großen und Ganzen nur die Möglichkeit
von relativ isoliertem und einsamem Leben in den eigenen vier Wänden
oder ein Platz im Seniorenheim.
Der Zeitgeist vermittelt nicht die
positive Vorstellung von einem generationsübergreifenden
Miteinander, sondern setzt die Priorität auf karriereorientiertes,
selbstbezogenes Jungsein. Es wird beispielsweise nicht das Bild vermittelt,
daß es anstrebenswert ist, mit Eltern, Großeltern oder
gar in Sippen zusammenzuleben, vielmehr ist eine möglichst individualistische
Lebensgestaltung erstrebenswert.
Die Ausgrenzung von älteren Generationen
zeigt sich leider nicht nur im sozialen, auch im betrieblichen und
wirtschaftlichen Umfeld. Hier wird die Erfahrung, das Know-How und
die Reife von älteren Menschen
nicht wertgeschätzt. Wer über 50 Jahre alt ist und sich im
Arbeitsmarkt um eine Stelle bemüht, wird auf häufig unwürdige
Weise damit konfrontiert, daß er über das am Arbeitsmarkt
begehrte Alter weit hinaus ist. |
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Der Stamm der Likatier hat sich im Rahmen seiner kulturellen
Entwicklung auch mit diesem Thema intensiv beschäftigt und dabei völlig entgegengesetzte
Wertvorstellungen entwickelt. In der likatischen Lebensgemeinschaft sind
insbesondere ältere Menschen sehr willkommen, da die Stammesmitglieder
die Reife und Lebenserfahrung von älteren Menschen als Bereicherung
erleben. Das ist besonders auffällig im zwischenmenschlichen Kontakt
zwischen Kindern, Jugendlichen und Älteren zu beobachten, in dem ein
für beide Seiten inspirierender und erfrischender Austausch stattfindet
und sich diese verschiedenen Energien positiv durchdringen und sowohl die
Alten von den Jungen, wie auch die Jungen von den Alten lernen können.
Ebenso schätzt der Stamm der Likatier auch die Erfahrung des Alters
in den likatischen Betrieben, wo sehr gerne mit Menschen mit langjährigen
Berufserfahrungen zusammengearbeitet wird und auch hier die Energie des Alters
eine fruchtbare Ergänzung zur Dynamik von Jugendlichen darstellt.
Aufgrund des über dreißigjährigen Bestehens des
Stammes der Likatier, haben sich im Stamm schon verschiedene generationsübergreifende
Wohngemeinschaften gebildet, in denen sich die Enkel über die
Präsenz ihrer Großeltern und Eltern freuen. Dieser Austausch,
wie er früher üblich und natürlich war, bildet in der
Stammesentwicklung einer der wesentlichen Faktoren in der Entstehung
von Heimat. Für eine gesunde soziale Struktur innerhalb einer
Gemeinschaft ist das Zusammenwirken und Zusammenleben von vielen Generationen
unbedingt erforderlich, da unter den Generationen nicht nur viele wertvolle
Freundschaften entstehen, sondern auch das gegenseitige Begleiten durch
Krisen, Aufgaben, Vorhaben, Freuden und Leiden in der Einbettung von
mehreren Generationen eine tiefere und weitere Qualität erhält. Ältere
Menschen können aufgrund ihrer Erfahrungen auch die Relativität
von schwierigen oder für einen jungen Menschen gar aussichtlosen
Situationen vermitteln, während junge Menschen durch ihre Dynamik
und unschuldige Lebendigkeit gerade älteren Menschen so manchen
wertvollen Impuls in Richtung Lebensentwicklung und Antirigidisierung
geben können.
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Darüberhinaus strebt der Stamm der Likatier auch die Realisierung von
generationsübergreifenden Wohn- und Lebensprojekten an, die nicht nur
Stammesmitgliedern sondern auch Menschen, die nicht die Möglichkeit
haben, mit ihren eigenen Kindern und Enkeln zusammenzuleben, als Lebensfeld
angeboten werden. Dort sollen Menschen einen Platz angeboten werden, die
sich nicht in klassischen Seniorenheimen wiederfinden wollen, wo sie primär
das Gefühl von Abgestelltsein, Nicht-gebraucht-werden, empfinden.
Die
vom Stamm der Likatier geplanten generationsübergreifenden Wohnprojekte
sollen für die Bewohner in erster Linie ein Ort der Lebendigkeit, der
Begegnung, der Heimat, der Freundschaft und des Gebraucht-werdens sein.
Daher freut sich der Stamm der Likatier insbesondere auch über Gäste
aus der älteren Generation, die sich für Leben in Gemeinschaft
interessieren, und natürlich auch über ideelle und finanzielle
Unterstützungen, mit denen oben beschriebene Wohn- und Arbeitsprojekte
verwirklicht werden können.