Der Stamm der Likatier fühlt sich der weltweiten Neue-Stämme-Bewegung
nicht nur zugehörig, sondern ist auch einer der Hauptvertreter dieser
relativ jungen Bewegung. Während die allgemeine Gemeinschaftsbewegung,
von der die Neue-Stämme-Bewegung ein Teil ist, erste Vorläufer schon
im 19. Jahrhundert hat, sind die Neuen Stämme eine ziemlich aktuelle
Erfindung.
Die Idee dieser Bewegung besteht darin, daß inmitten der individualistischen
und anonymen Massengesellschaft sich Menschen zusammentun, die einen Stamm
gründen. Unter einem Stamm ist eine Lebensgemeinschaft zu verstehen,
in der die Mitglieder das Ziel verfolgen ein außergewöhnlich
hohes Maß an Nähe, Intimität, Offenheit, Vertrauen und
gegenseitiger Identifizierung und Unterstützung zu entwickeln. Es
soll eine Gemeinschaft sein, deren Mitglieder möglichst viele Lebensbereiche
teilen, sei es durch gemeinsames Wirtschaften, Arbeiten und Wohnen, sei
es durch die Schaffung und das Leben einer gemeinsamen Kultur oder sei
es auch durch das Eingehen von Beziehungen und die damit verbundene Entstehung
neuer Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb des Neuen Stammes. |
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Durch die Struktur eines solchen Neuen Stammes soll die Einsamkeit
und Isolation der modernen Menschen in der Massengesellschaft überwunden
werden. Gefühle von Heimat, Geborgenheit, Zuhause, Wärme und Geliebtwerden
können dadurch wieder Raum gewinnen. Durch die Beziehungsintensität
unter den Mitgliedern eines Neuen Stammes erlebt der Mensch wieder das Gefühl
von Bedeutung und Sinn, das vielen Menschen der heutigen zivilisierten Welt
verlorengegangen ist. Eine authentische spirituelle Stammeskultur ist zudem
in der Lage die Menschen wieder einzubetten in ein fasziniertes Staunen vor
den Mysterien des Lebens, ein Gefühl das der materialistischen Massengesellschaft
weitgehend abhanden gekommen ist. Der Aufbau einer Subsistenzwirtschaft und
das Anstreben eines Höchstmaßes von Autarkie und Unabhängigkeit
ist genauso eine selbstverständliche Erscheinung solcher Neuen Stämme,
wie das Leben im Einklang mit der Natur und die Vermeidung von Umweltzerstörungen.
In den letzten Jahrzehnten entstanden auf allen Kontinenten
etliche Ansätze zur Bildung solcher Neuen Stämme. Gegenwärtig
entsteht eine immer größere Freundschaft, Zusammenarbeit und Vernetzung
unter diesen weltweit verbreiteten Initiativen.
Ein großes Anliegen dieser Neuen-Stämme-Bewegung
ist die Zusammenarbeit mit den traditionellen Stämmen und Naturvölkern.
Auch hierzu gibt es schon erste Kontakte, die in nächster Zukunft noch
wesentlich ausgebaut werden sollen.
Die Beziehung der Neuen Stämme zu der sie umgebenden Massengesellschaft
ist keine feindselige, sondern soll eine freundschaftliche und kooperative
sein.