- Die Geschichte der Hopi - |
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Der Schöpfungsmythos
Der Schöpfungsmythos und die damit verbundene Einsicht
in die Herkunft der Menschheit im allgemeinen und der Hopi im besonderen ist
in sehr eindrücklicher und ausführlicher Art und Weise als geistiges
Stammesgut erhalten. Das Wissen um diese Mythen und Legenden des Stammes und
ihre Weitergabe an die Nachkommen stellt eine ganz wichtige Grundlage im spirituellen
Leben der Hopi dar, weil dadurch eine tiefe Verwurzelung und Identifikation
jedes einzelnen Stammesmitgliedes mit seinem Ursprung und auch mit seiner
Aufgabe in der Schöpfung ermöglicht wird.
Der Schöpfungsmythos der Hopi berichtet, dass die Menschheit
7 Welten durchleben muß. In jeder dieser Welten wird den Menschen bestimmte
Aufgaben gestellt, durch die sie in ihrer Reife und Treue geprüft werden
sollen. Nur die, die reinen Glaubens sind, werden den Aufstieg in die nächste
Welt erreichen und sind für die Aufgaben der Zukunft auserwählt.
Nach traditioneller Vorstellung befinden wir uns gegenwärtig in der vierten
Welt und sind an der Schwelle in den Aufstieg zur fünften Welt. Da die
Hopi ein von der westlichen Welt völlig unterschiedliches Raum/Zeitverständnis
haben (siehe :Sprache), darf man sie diese Weltendurchwanderung nicht nur
im linear zeitlichen Sinne vorstellen, sondern es handelt sich vornehmlich
wohl auch um eine qualitative Entwicklung im Bewusstsein der gesamten Menschheit
und stellt wohl eine spiralige, zyklische Entwicklung nach "oben"
in ein höheres Bewußtsein dar.
- Die Legenden -
Die 4 Wanderungen
Beim Aufstieg in die 4. Welt wurden dem Volk der Hopi von ihrem
Schutzgeist Massau genaue Anweisungen gegeben, in welcher Art und Weise die
Wanderungen des Volkes in der neuen Welt durchgeführt werden sollen,
wie sie dann ihr neues Zuhause finden und erkennen könnten und wie sie
dort dann ihr Leben gestalten sollten. Jeder Clan mußte in die vier
Himmelsrichtungen wandern, jeweils an den entferntesten Punkt, wo sich Land
und Meer berühren. Dann durften sie an ihren Heimatort zurückkehren.
Alle durchwanderten Pfade bildeten ein großes Kreuz, dessen Zentrum
im heutigen Hopi-Land im Südwesten der USA liegt. Die Wanderungen der
Clans ergaben Muster von immer enger werdenden Spiralen, die wir als Grundmotive
bis zum heutigen Tag auf den Töpfer- und Korbwaren, auf den Katchina-Rasseln
und Altartafeln der Hopi wiederfinden und die letztlich wohl den immerwährenden
Zyklus des Lebens im Bauch der Mutter Erde wiederspigeln sollen. Über
die Wanderungen der verschiedenen Clans und ihre Erlebnisse dabei wurden in
vielen Geschichten ausführlich berichtet und entsprechend in jedem Clan
an die Nachkommen überliefert.
Durch die Wanderungen sollte das heilige neue Land sozusagen
magisch imprägniert und beschritten werden, um eine spirituelle Verbindung
und Verschmelzung zwischen ihm und dem Volk der Hopi herzustellen. Ausserdem
diente diese Aufgabe ebenfalls dazu, die tiefe Religiosität und Geradlinigkeit
innerhalb der Clans zu erproben und zu festigen. All diese Anweisungen wurden
in Symbolen vom Schutzgeist Massau auf vier heiligen Tafeln geschrieben, die
er verschiedenen Clans übergab und die heute noch von diesen in heiliger
traditioneller Pflicht aufbewahrt und weitergegeben werden.
Der Aufstieg in die verschiedenen Welten und die Wanderungen
sind im Grund von solch tiefer Symbolik, daß man vermuten kann, dass
die ganzen Überlieferungen eine große Allegorie der äußeren
und inneren Entwicklung des Menschen zum Paradies hin darstellen. Das Ziel,
die siebte Welt, mag wohl das reine und vollkommene Mutterland, das Paradies
selbst, repräsentieren, das vorallem einmal zunächst im Inneren
der Menschen selbst gefunden werden muß.
Bild: Symbole der Wanderung
Die heiligen Tafeln
Die erste Tafel übergab Massau (Masaw), dem Feuer-Clan.
Sie ist etwa 10 cm groß und besteht aus dunklem Stein mit einer fehlenden
Ecke. Die Symbolik auf der Tafel beschreibt eine Prophezeihung über die
Entwicklung und Prüfungen des Feuer-Clans. Unterdrückung ihres Landes
und ihres Lebens wurde ihnen vorausgesagt, doch sollten sie keinen Widerstand
leisten, sondern auf die Person warten, die sie befreien sollte. Mit dieser
Person war ihr verlorener Weißer Bruder Pahana gemeint, der von seinen
Wanderungen aus dem Osten zurückkehren sollte mit dem fehlenden Stück
der Tafel und sie befreien sollte von allen Unterdrückungen, um dann
eine neue und weltweite Bruderschaft der Menschen zu begründen.
Bild: Tafel des Feuer-Clans (Vorder- und
Rückseite)
Dem Bären-Clan wurden drei weitere Steintafeln übergeben,
denn der Bären-Clan sollte auf der vierten Welt der führende Clan
sein. Die Symbolik auf diesen Tafeln geben Hinweise auf das Heimatland, in
dem sich der Bären-Clan fest niederlassen sollte. Außerdem sind
es symbolische Hinweise auf die Fühungsaufgaben des Bären-Clans
und ihre spirituelle Funktion im Kreislauf der Natur.
Bild: Die 3 Tafeln des Bären-Clans
(Vorder- und Rückseite)
Der magische Wasserkrug
Massau, der Schutzgeist der Hopi, übergab jedem Clan, der
sich auf die spirituelle Wanderschaft begab, einen kleinen Wasserkrug, der,
an jedem Rastplatz in die Erde eingegraben, für einen ständigen
Wasservorrat sorgte. So gab es auf dieser Wanderschaft rituelle Wasserträger,
die für diese Aufgabe besonders ausgewählt wurden. Am Heimatort
angelangt, sollte dieser Krug in der Nähe jedes Dorfes eingepflanzt werden,
um dadurch Wasser vom fernen Meer anzuziehen, um das Volk der Hopi stets mit
unerschöpflichem Wasser zu versorgen. Das Wissen um die Macht dieses
Kruges war wohl auch eine religiöse Säule, die es den Hopi möglich
machte, geduldig und demütig auch inmitten unwirtlichster Wüstengegenden
ihre Heimat zu begründen.
Der verlorene Große Weiße Bruder
Im Zusammenhang mit den Legenden und auch den Prophezeihungen
der Hopi taucht immer wieder das Bild des Großen Weißen Bruders,
Pahana, auf, der, wenn die Zeit reif ist, und auch die Not im Volk der Hopi
am größten ist, aus dem Osten zurückkehren werde zu seinem
Kleinen Bruder. Viele Legenden und Geschichten ranken sich um diesen Pahana,
der vor sehr langer Zeit loszog, zur Zeit der großen Wanderungen, um
seine Mission und seinen Auftrag in Richtung der aufgehenden Sonne zu erfüllen.
Die Rückkehr des Pahanas sollte dazu bestimmt sein, die Rechtschaffenheit
und Unschuld des heiligen Volkes der Hopi und ihres heiligen Landes zu schützen
und die Erde wiederum zu reinigen von all den Zerstörungen, der zerstörerischen
Menschen und ihrer zerstörerischen Handlungen und Gedanken. Die Rückkehr
des Pahana wird gleichgesetzt mit einer großen Reinigung, die der Erde
und der Schöpfung einen Neuanfang ermöglicht und eine neue Lebensordnung
schaffen wird, in der die Menschen wieder in liebevoller Eintracht mit der
sie umgebenden Natur leben können.
Die Legende vom Großen Weißen Bruder ist ein zentrales
Kernthema der Prophezeihungen und der Friedensbotschaft der Hopi, die seit
vielen Jahrzehnten von traditionllen Hopi-Sprechern auf der ganzen Welt verbreitet
wird, um die Menschen zur Besinnung zu bringen und sie zu einem bewußteren
und liebevolleren Umgang mit sich und der ganzen lebendigen Welt aufzurufen.
Bild: Mutter-Erde-Symbole - Labyrinth