Spiritualität und Religiosität dürfen wohl die wichtigsten
Grundelemente im Leben des Volkes der Hopi sein. Da heraus entwickeln
sich erst alle anderen Phänomene, die wir dann als die Kultur dieses
Volkes bezeichnen können. Die spirituellen Dimensionen der Hopi finden
sich vor allem in ihrer Grundeinstellung zum Leben, zur Schöpfung
und zur Wirklichkeit. Sie wird bestimmt von Liebe und Demut zu allem Lebendigen
und der Einsicht, daß wir Menschen im großen Kreislauf der
Schöpfung den Lebensgesetzen untergeordnet sind, wir aber dennoch
heilige Aufgaben zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts und der Harmonie
im Universum haben. |
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Die Natur ist durchzogen von vielerlei Wesenheiten und Geistern.
Den Kontakt und die Freundschaft zu ihnen zu pflegen, sie zu verehren und
sie aber auch um Schutz und Hilfe zu bitten umfaßt einen großen
Teil des sehr umfangreichen zeremonialen Lebens der Hopi. Diese Zeremonien
sind fest mit dem täglichen Leben verbunden, ja sind ein fester Bestandteil
des Lebens selbst. Der Jahreskreis der Hopi umfaßt neun große
Zeremonien, die entsprechend der Phase des Mondes und der Sonnenwenden festgesetzt
sind. Viele der Zeremonien versuchen die Harmonie mit der Natur beizubehalten
oder zu verbessern, beinhalten aber auch Bitten um Fruchtbarkeit und Regen.
Die rituellen Tänze erneuern jedes Jahr immer wieder die Lebensmuster
und die Verbindung, die das Volk der Hopi mit seinem Land, also mit der Mutter
Erde, hat. Diese Zeremonien werden von unterschiedlichen Clans abgehalten,
die auch für eine korrekte und unveränderte Form des Rituals veranwortlich
sind. Durchgeführt werden die Zeremonien in der sog. "Kiva",
einem unterirdischen, runden Zeremonialraum, der durch einen Durchbruch in
der Decke mit der Welt des Himmels verbunden ist. Symbolisiert werden soll
hierbei die Verbindung von Mutter und Vater, das Immer-wieder-geboren-werden
des Menschen aus der Mutter und außerdem wird der Übergang in verschiedene
Bewußtseinsebenen und Welten dadurch symbolisch dargestellt und eingeleitet.
Neben den zeremonialen Festen errichten und pflegen die Hopi heilige Schreine
auf speziellen traditionellen heiligen Plätzen ihres Landes. Festgelegte
Gebete und Rituale an diesen Plätzen haben ebenfalls die Aufgabe, das
Gleichgewicht immer wieder herbeizuführen und dadurch die Erde vor Zerstörung
und Untergang zu bewahren. So kommt es zu einem ständigen Geben und Nehmen
zwischen den Menschen und den Kräften der Schöpfung, die nur durch
eine demütige Einordnung in diese Kreisläufe möglich wird.
Bild: Eingang der Schlangenkiva in Walpi. Die Leiter
symbolisiert den Übergang aus dem Schoß der "Mutter
Erde" in die nächste Welt
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Die Verehrung der Ahnen und die traditionelle Bewahrung um das
Wissen der eigenen Wurzeln und der eigenen Geschichte haben einen sehr hohen
Stellenwert im Leben der Hopi. Die Initiation in dieses sehr komplizierte
und ausfüllende spirituelle Leben der Hopi beginnt schon sehr früh
und wird bei den Kindern im frühen Kleinkindalter durch das Erzählen
von Mythen und Legenden des Stammes und durch Verwendung von Initiationsfiguren
und Puppen (Katchinas, siehe in Abschnitt Kunst) eingeleitet. Die Übernahme
und richtige Ausführung von Ritualen und Zeremonien schaffen in den Clans
bestimmte zeremoniale Hirarchien und Ordnungen, in die sich jedes Stammesmitglied
respektvoll einordnet. Ein Aufstieg in dieser Hierarchie wird als hohe Ehre
betrachtet. Die spirituellen Aufgaben und Rituale stellen die Basis für
alle Handlungen und Bewegungen im täglichen Leben dar.
Die Mutter Erde als die immerwährende und gebende Ernährerin
des Stammes und Vater Himmel, repräsentiert vor allem im großen
Schutzgeist Massau, sind die beiden großen Kräfte, in deren Händen
das Volk der Hopi als ihre Kinder getragen und beschützt wird. Ihnen
gebührt die größte Ehre und Liebe in diesem spirituellen System.